IDE und Programmiersprache bei Baumann, 1996, S. 239 - 240





Zur Wahl der Programmiersprache

Eine Programmiersprache ist nicht einfach ein Mittel, Computer
zur Ausführung gewisser Aktionen zu veranlassen, sie ist vielmehr ein Medium, in dem
wir unsere Vorstellungen über Zusammenhänge und Vorgehensweisen ausdrücken.
Soetebier


Wie oben gezeigt, gibt es eine ganze Reihe von Informatiksprachen unterschiedlicher Präzision und Ausdruckskraft, die beim Systementwurf und bei der Repräsentation des im System verwendeten sprachlichen Wissens zum Zuge kommen.

Zur Problemanalyse dient die Umgangssprache, bei der Algorithmenentwicklung werden als Spezifikations- bzw. als Entwurfssprachen geeignete Erweiterungen oder Formalisierungen der Umgangssprache (ggf. mit Einbau grafischer Elemente) verwendet, als Kommunikationsmedium zwischen Mensch und Computer dient einerseits die Programmiersprache, andererseits die vom Programmautor vorgesehene Sprache für den Benutzerdialog (z. B, Menüs oder Kommandosprache).

Besondere Bedeutung kommt den Programmiersprachen zu, denn sie "stecken den Modellierungsspielraum ab" (Schubert 1991) und sind damit nicht nur Darstellungsmedium, sondern Denkwerkzeug. Das heißt: Problemerfassung, Denken und Problemlösung werden durch die verwendete Programmiersprache entscheidend geprägt. Wer nur eine einzige Sprache kennt, kann Methoden und Konzepte der Informatik von den jeweiligen Besonderheiten der Sprache nicht trennen und gewinnt damit nicht die erwünschte Urteilsfähigkeit. Wenn zur Problemanalyse auch die Entscheidung gehört, welche Sprache dem Problem bzw. seiner Lösung angemessen ist, müssen die Lernenden mindestens über zwei Sprachen (mit unterschiedlichem Programmierstil) verfügen. Dies führt zu folgender These, die unten im einzelnen erläutert und begründet wird:

"Kennenlernen" heißt nicht "beherrschen" (siehe 16.2),
Über die Reihenfolge ihrer Einführung ist damit nichts ausgesagt.
Funktionale Sprachen sind für die Schule ungeeignet; sie gehören auf die Universität.
Als imperativisch-objektorientierte Sprache wird Oberon empfohlen, als prädikative Sprache Prolog.